Jakobsweg 2015

Motorradreise 2015: auf dem Jakobsweg nach Santiago de  Compostela

Erster Tag: von Sankt Wendel geht es nach Lyon

Zweiter Tag: Lyon-Auvergne -Millau

Der Weg ist das Ziel – so heißt es bei den Jakobspilgern. Es beginnt eine Zeitreise in die Welt der Vulkane, der Burgen und Schlösser – durch die Auvergne. Die  Auvergne – das französische Mittelgebirge (Massiv Central) liegt in der südlichen Hälfte von Frankreich, durch die Cevennen  oder ins Tarntal mit der höchsten Brücke Europas, dem Viaduct de Millau.

Über die Brücke Pont Suspendu de Chasse  beginnt unsere Tour. Wir befahren traumhafte, kurvige, kaum befahrene kleine Straßen, durch eine tief verträumte Landschaft, die uns mit wunderschönen Flusstälern, wie zum Beispiel über die Rhone oder die Loire bringt. Diese Schluchten,  erloschenen Vulkane, wunderschönen Flusslandschaften und endlose  grüne Höhenzüge mit  Kurven ohne Ende, machen das Zentralmassiv zu einem wahren Motorradparadies. Durch das obere Loiretal fahren wir in Richtung Le-Puy-en-Velay. Le-Puy-en-Velay ist der Startpunkt der alten „via Podiensis“ (Römer und Pilgerweg) und einer der wichtigsten Sammelorte für die Pilger entlang des Jakobswegs. Wir kommen am Tempel der Göttin Diana vorbei (Diana = Göttin der Jagd). Der heute der christlichen Saint Claire gewidmet ist. Sie steht am Fuß des Felsens Aiguilhe. Le Puy bedeutet: der Gipfel. Zwei markante Felsen ragen hoch über die Altstadt mit ihren mittelalterlichen Häusern. Auf dem Gipfel des Corneille thront die 1860 aus Kanonen des Krimkrieges gegossene Madonnenfigur „Notre-Dame-de-France“. Auf dem 85 m hohen Mont Aiguilhe  steht die Kirche Sankt Michael d`Aiguilhe  aus dem zwölften Jahrhundert, zu der man 268 Stufen erklimmen muss, um sie zu bestaunen. Auf halber Höhe der Altstadt, die am Hang des Rocher Corneille aufsteigt, erhebt sich feierlich die romanische Kathedrale „Unserer Lieben Frau“ mit ihren prächtigen dreitorigen Portikus in einer mosaikartig gestalteten Fassade. Im kunstreichen Inneren ist die wundertätige Marienstatue am Hauptaltar Ziel frommer Pilger. Unsere Tour bringt uns weiter Richtung Mende. Auf kurvenreicher Straße und durch Waldgebiete, geht es an kleinen Schluchten vorbei. Dann erklimmen wir ein einsames Hochplateau, das uns mit seiner kargen Schönheit beeindruckt. Überall am Straßenrand blüht der gelbe Ginster in der Sonne. Dann erreichen wir Millau.

Millau: der Ort in den Cevennen ist bekannt durch seine riesige Autobahnbrücke Viaduct de Millau (Länge 2460 m, Höhe 303 m). Die Brücke ist ein technisches Meisterstück, erbaut von Norman Foster. Mit ihren gigantischen Pylonen ist sie selbst aus dem Flugzeug gut zu erkennen. Sie ist die längste Schrägseilbrücke der Welt.

Dritter Tourentag: Millau – Lourdes (392 km)

Von Millau aus verläuft unsere Tour weiter durch das französische Zentralmassiv und weiter durch die Region Languedoc. Die grandiosen Naturlandschaften des Massiv Central mit seinen sauberen Gebirgsbächen, vielen Vulkanseen, zahlreichen mittelalterlichen Städtchen, prägen diese einmalige Landschaft. Die ländlich geschwungenen Landstraßen sind ideal für unsere rasante Motorradtour. Morgennebel und Frühtau taucht  die Straße und Landschaft in eine mystische Kulisse. Bewaldete Höhenzüge umgeben uns und auch hier lässt die Tour de France grüßen. Vorbei an St. Affrique mit ihrer schönen alten Kathedrale, steuern wir Lacaune-sur-Bains  an. Die Kleinstadt liegt am Nordrand der teilweise über 1000 m hohen Berge der Monts de Lacaune. Wir besichtigen das ganz aus Bruchstein erbaute und gewölbte örtliche  Waschhaus aus dem 19. Jahrhundert, mit seinen weiß verputzen Becken, die mit dem Wasser einer Quelle gespeist wurden. Der aus dem 16. Jahrhundert errichtete Renaissancebrunnen „Fontaine des Pisseurs“ diente auch als Viehtränke. Die Tour führt uns über die hügelige Landschaft, über kaum befahrene Straßen und durch  stille Dörfer. Dann steuern wir die Stadt Castelnaudary  an. Von weitem erhebt sich die Stiftskirche Sankt-Michel aus dem 13. Jahrhundert. Die Stadt wird vom Canal du Midi durchquert. „Canal du Midi“ ist eine ca. 300 Jahre alte Wasserstraße im Süden Frankreichs, erbaut von Pierre-Paul Riquet.  Die Wasserstraße verbindet Toulouse  mit dem Mittelmeer bei Sete. Sie zu befahren ist die Entdeckung der Langsamkeit zu Wasser. Durch Landwirtschaft geprägte Region geht unsere Tour weiter. Kein Verkehr unterbricht unsere zügige Fahrt. In Molandier legen wir einen kurzen Kaffeestopp ein (Kirche Notre-Dame des Miracles). Die Sonne verwöhnt uns und die Bauern haben ihre Felder schon teilweise abgeerntet. Dann geht es Richtung  Grotte du mas-d`Azil. Unmittelbar südwestlich der kleinen Ortschaft hat der Fluss Arize einen Felsvorsprung auf 410 m länger durchbohrt und eine prächtige Höhle von 60 m Höhe und 45 m Breite gebildet. Wir fahren mit dem Motorrad durch die Höhle durch, was europaweit einmalig sein dürfte. Schon vor 30.000 Jahren war sie bewohnt und diente im Verlauf der Zeit immer wieder zum Schutz verfolgter Minderheiten, wie der Protestanten im Religionskrieg des 17. Jahrhunderts als Richelieu in der Höhle einmal 1000 Hugenotten einkesseln ließ. Nach einer kurzen Pause setzen wir unsere Tour fort. Dann fahren wir hinüber zum Rand der Pyrenäen in den wohl bekanntesten internationalen Wallfahrtsort nach Lourdes. Der internationale Wallfahrtsort Lourdes entstand, nachdem ein vierzehnjähriges Mädchen 1858 die Kirche davon überzeugen konnte, dass ihr in der nahen Gruft mehrmals die Muttergottes erschienen war. Die Quelle sei während der Erscheinung entsprungen. Erbaut wurde die Krypta unterhalb der Basilique Superieure und 1866 in Gegenwart von Bernadette eingeweiht. Die vom weitem sichtbare  Basilika mit ihren spitzen hohen Turm im neugotischen Stil. (Basilique Superieure =  Rosenkranz Basilika der unbefleckten Empfängnis)ist schon sehr imposant. Beeindruckend ist auch abends die Messe  mit der anschließenden Lichterprozession.

 

Vierter Tourentag:  Lourdes-Pyrenäen- Nationalpark-Pamplona (250 km)

Wir verlassen Lourdes, hoch erhebt sich der Pic de Pibeste (1349 m), so steuern wir die Pyrenäen an. Sie bilden vom Mittelmeer bis zum Atlantik eine natürliche Grenze zu Spanien. Entlang des Flusses Gave de Pau folgen wir der D918 nach Argeles-Gazot,  um den Col du Soulor (1474 m) unter die Räder zu nehmen. Kurvenreich geht es zügig über die gut ausgebaute Straße und wir gewinnen schnell an Höhe, mit herrlichen Ausblicken durch das Azun-Tal (Tal des Lichts).  Es geht durch Wälder, über kleine Hänge und durch mittelalterliche kleine Orte. Der Ort Arrens-Marsous liegt am Fuß des Pic du Midi d`Arrens (2267 m). Vorbei an weidenden Kühen und Schafen sausen wir durch die Serpentinen, hier und da stehen typisch  gebaute Steinhäuser an den Berghängen.  Dann durchqueren wir eine Hochebene mit karger Vegetation und erreichen den Pass auf 1474 m Höhe. Das obligatorische Passfoto, sodann geht es auf der D918 weiter. Die sehr schmale,  kurvige Straße gewinnt schnell an Höhe und schlängelt sich am felsdurchsetzten Berghang zum Col d`Aubisque  (1709 m)  (Blanches La Corniche). Wir durchqueren die Departementsgrenze zwischen Pyrenees-Atlantiques und Hautes-Pyrenees. Dabei genießen wir ein besonderes Landschaftserlebnis. Auf dem Plateau stehen überdimensionierte Radskulpturen: das Grüne für den besten Sprinter, das Weiß-rote für den besten Bergfahrer und das Gelbe für den Toursieger. Die Straße stammt noch aus dem Jahre 1780 und wurde von Napoleon in Auftrag gegeben. Nur einige Begrenzungssteine zur rechten Seite, führt die teilweise sehr schmale Straße, entlang der Felswand. Auf der einen Seite der Fels, auf der anderen der steile Abgrund, so sausen wir durch die dunklen, kühlen und feuchten Tunnel. Entlang der Bergrücken zieht sich die Panoramastraße in unzähligen Kurven durch das beeindruckende bewaldete Tal, hinunter in die Stadt Laruns. In Arudy  nehmen wir die  Abzweigung auf die D918. Das Vallee-d`Ossau begeistert uns durch seine atemberaubende Landschaft. Stolz erhebt sich der Pic du Moulle de Jaout  und der Pic  Matignon. An seiner Steilwand lebt eine Kolonie von Gänsegeiern. Unser Kurvenbarometer steht weiter auf Fahrt. Das schmale Asphaltsband windet sich durch die fantastische Landschaft, so tauchen wir in die Sierra Abodi ein.  Der Col d`Erroymendi  ist der Vorpass des südlich gelegenen „Port de Larrau“. Zunächst steigt die Straße zum Col d`Erroymendi  gemächlich an, bei perfektem Straßenbelag. In mehreren Kurven und Serpentinen zieht sich die Straße hinauf. Nachdem der Wald die Sicht auf das Hochland freigibt, sehen wir nach einer lang gezogenen Linkskurve auf das imposante Massiv des Pic d`Orhi (2018 m). Gegenüber am Berghang schlängelt sich die D19  zum Bargargui Pass  hinauf, dann folgt nach einer Felsnase die Passhöhe (1362 m). Was für ein Ausblick auf das Gebirge. Auf dem Col d`Erroymendi  schwitzte schon bei der Tour de France, der Spanier Indurain. Entlang am Osthang des Pic d`Orhi führt uns die Panoramastraße nach einigen Serpentinen  weiter zum Port d`Larrau (1573 m). Nach einer scharfen Linkskurve kommen wir zur spanisch-französischen Grenze. Willkommen in Navarra und La Rioja. Navarra ist die Wiege der Basken und die Weinregion des La Rioja (berühmt durch die an den Sonnenhängen gereiften Trauben). Vorbei am Rio Salazar fahren wir in den Ort Ezcaroz hinein, dann gibt es erstmal eine Kaffeepause. Die Tour führt uns weiter über den Puerto de Erro-Pass (801 m). Es handelt sich um einen leichten verkehrsarmen Pass der spanischen Pyrenäen. Der Ausblick auf die umliegenden Pyrenäengipfel ist schon einmal einmalig, nach der Anhöhe fällt die Straße durch einsames Waldgebiet langsam ab, so geht es zügig weiter nach Pamplona. Pamplona: (baskisch Irunea, navarrisch Iruna) Die Hauptstadt der autonomen Region Navarra hat eine historische – kulturelle Anbindung an das Baskenland. Im Stadtkern, der am linken Ufer des Rio Arga liegt,  ist einmal im Jahr vom 07. bis 14. Juli  Ausnahmezustand. Das Fest die „Sanfermines“ ist berühmt durch die Stiere,  die durch die Stadt gehetzt werden. Ernest Hemingway erlebte den „encierro“ achtmal. Durch dieses beeindruckende Schauspiel soll er in den zwanziger Jahren den Bestseller „Fiesta“ veröffentlicht haben.

 

Fünfter Tourentag: Pamplona-Santo Domingo – de la Calzada – Burgos (250 km)

Pamplona ist der Verwaltungssitz von Navarra.  Am Anfang geht es kilometerlang an bizarren Felsformationen entlang. Hoch über uns kreisen Adler und Geier, die Landschaft ist einfach spektakulär und spannt sich vom fruchtbaren Becken des Rio Ebro bis zu den Höhenzügen der Sierra de la Demanda entlang  (Mirador San Vincente de la Sonsierra). Unsere letzte Etappe in Navarra geht im ständigen auf und ab, dabei sehen die Berge nicht so beeindruckend aus, eher wie Mittelgebirge (Pass Etxauri 840 m).  Die Gegend ist geprägt durch kleine Flusstälermit  wenigen Dörfern. Von Estella (Estella  auf baskisch Lizarra) fahren wir durch das baskische Weinanbaugebiet Rioja. Immer wieder tauchen grüne Weinberge und landwirtschaftlich geprägte Felder links und  rechts von uns auf. Die Provinz Roija ist berühmt für Spaniens beste Weine. Es ist eine der schönsten Etappen der Tour, durch die Provinz Roija nach Santo Domingo de la Calzada,  mit Ausblicken auf die Sierra de la Demanda. Die Sierra ist ein wildes und einsames Berggebiet, das die Meseta nach Süden begrenzt. Die Meseta = spanische Inlandshochebene mit seinen vielen Eichenwäldern. In der Stadt Harro legen wir eine Kaffeepause ein. Das zwischen weiten Weinbergen am Ebro liegende Harro, ist die Hauptstadt der Region Roija Alta.  Mehrere Bodegas in Harro bieten Weinproben an.  Ihr beeindruckendes Bauwerk ist die barocke Basilika Nuestra Senora, mit ihrem Schutzheiligen „Nuestra Senora de la Vega“. Viele Storchennester  können wir auf den Dächern der Häuser ausmachen. Einmal im Jahr findet die Weinschlacht statt. Es ist eine friedliche Schlacht zwischen zwei Gruppen, die sich gegenseitig mit tausenden von Litern  Wein bespritzen. Es geht weiter auf unserer abwechslungsreichen Motorradtour Richtung Santo Domingo de la Calzada, dass am Rio Oja liegt und von  Ferne sieht man schon seinen siebzig Meter hohen Kathedralenturm. Bizarr ist ein Käfig in einer Mauer, indem ein Hahn und eine Henne gehalten werden. Die Tiere erinnern an ein Domenikus zugeschriebenes Wunder. Er soll einen Pilger  vom Leben erweckt haben, der fälschlicherweise gehängt worden war. Als dessen Eltern ihren Sohn noch lebend am Galgen fanden, eilten sie zu dem Richter der rief,  „Unsinn, er ist nicht lebendiger als dieser gebratene Hahn auf meinem Teller“, worauf der Hahn sich vom  Teller erhob und krähte (Ein Wunder). Kilometer um Kilometer zieht sich unsere Tour durch die einsame Hügellandschaft unter weitem Himmel, nur unterbrochen von vereinzelten Bergen und schmalen Flüssen. In den Ebenen und Tälern liegen nur wenige abgelegene Dörfer. Die Talsohlen sind fruchtbar und die Menschen bauen Wein und Gemüse an (Alto de Pradilla 1159 m). So kommen wir am Embalse de Uzquiza  vorbei. Das Reservoir Uzquiza dient dazu, den Fluss Arlanson zu regeln. Es dient  für die Versorgung von Trinkwasser in der Stadt Burgos  und den nahe gelegenen Dörfern. Wir folgen der Landstraße bis Burgos. Die Stadt liegt auf einem Hochplateau von rund 850 m und ist die Hauptstadt von Kastilien-Leon. Die prächtige Kathedrale ist schon von weitem zu sehen. Nach dem abstellen der Motorräder begeben wir uns auf einen Stadtrundgang. Das Stadttor führt von der Kathedrale aus zur Altstadt hinaus, auf die Flaniermeile. Über den Fluss Arlanson  führen zwei historische Brücken. Am Puente de San Pablo steht das Reiterstandbild des Nationalhelden „El Cid“. Wir laufen bei der Stadtbesichtigung über den baumbestandenen Paseo del Espolon am Wasser entlang hinunter  zum Puente de Santa Maria und zur zweiten Brücke  zum weißen Arcor de  Santa Maria. Dieses Tor mit Zinnen und Türmchen, gehörte einst zur Stadtmauer und war im 16. Jahrhundert mit Figuren geschmückt. Das Tor bringt uns zu den hübschen Plätzen rund um die gotische Kathedrale. Hier bekommt man zum ersten Mal die vielen  gen Himmel strebenden Pfeiler und Fialen, die reichen Steinmetzarbeiten und Figurenschmuck aus  nächster Nähe zu sehen. Beeindruckend sind der schlichte Grabstein von El Cid und die verschiedenen Elemente aus dem Norden mit maurischer Tradition sowie einer überwältigenden Fülle von Gängen, Kapellen, Gewölben und Skulpturen. Wir verlassen die Kapelle begeben uns auf eine der vielen kleinen Gassen zu einer Taverne und  lassen uns dort nieder und schauen dem  abendlichen Treiben zu.

 

 

Sechster Tourentag: Burgos durch Kastilien nach Leon (290 km)

Wir verlassen heute das schöne Burgos und machen uns auf Richtung Leon. Castilla  y  Leon heißt: Berg und Löwe. Es symbolisiert wohl Kraft und Macht. Über weite Teile bestimmt die Landschaft wieder das Bild, wo die Extreme zwischen stürmischen Winden und gleißender Sommerhitze schwanken. Steiniges Ödland wechselt sich mit Getreidefeldern ab, der Canal de Castilla sorgt für Bewässerung. Nicht selten dürstet es die Pilger nach Schatten, doch Wälder sucht man hier zuerst vergebens. Wieder prägt Landwirtschaft das Bild unserer zügigen Fahrt. Die Region im Nordwesten der Provinz Leon ist durch die herrliche Bergwelt malerisch eingerahmt. Uns erwarten heute atemberaubende Landschaften, hübsche Dörfer und malerische Seen. Wenige Kurven  lassen uns rasch Kilometer überwinden und schon kommen die Höhen der so genannten „Kantabrischen Kordilleren“ in Sicht. Die Stadt Aguilar de Campo ist dabei unser Einstieg  in die Tour der Stauseen. Das mittelalterliche Aguilar de Campo wird von einer Burg überragt, die im elften bis zwölften Jahrhundert über den Resten einer keltischen „Castro“ erbaut wurde. Wir durchqueren das “Junta de Castilla Leon“. Über den Rio Pisuerga fahren wir durch die Stadt Cevera de Pisuerga. Dieser kleine schmucke Ski-Ort liegt hoch in den Kantabrischen Bergen, unterhalb der drei Gipfel: El Cuchillon, El Chico und PicoTres Mares (2175 m).Der  Gipfel der drei Meere heißt so, weil die Flüsse  die in das Mittelmeer, den Atlantik und in den Golf von Biskaya münden. Unsere Tour führt uns weiter durch Landesinnere, durch die einsame und bergige Landschaft. Kurvig  geht es am Embalse de Ruesga vorbei, der im herrlichen Blau in der Sonne glänzt und einen hübschen Kontrast zum intensiven Gelb des Ginsters ist. Die schmale, holprige Straße hangelt  sich durch die Berge hinauf zum Aussichtspunkt „Alto de la Varga“ (1413 m). Von hier  oben blicken wir weit in die Sierra del Brezo  hinein  (Höchster Berg ist der Cueto Palmo 1866 m).  Vereinzelt stehen an den Berghängen Teitos (steinerne Hütten mit Strohdächern, die in Asturien von Hirten zum Schutz benutzt werden). Nach einer kurzen Rast, neben wir wieder die Fahrt auf. Viele Kurven bringen uns vorbei an den Felswänden in Richtung Otero de Guardo. Malerisch liegt das kleine Bergdorf in der Landschaft, mit ihren aus altem Stein und Holz erbauten Bauernhöfen. Frisch bepflanzte Balkone, Wäscheleinen mit bunten Hemden und Arbeitshosen schwingen im Wind(Heile Welt).  Flott geht es durch eine natursteingehauenen Tunnel am Embalse de Compuerto entlang,  hinunter zur Stadt Alba de los Cardanos. Unter uns wellt sich das Grün und Gelb bis zum Horizont und der Weg durch die Bergwelt ist einsam.  Am Stausee Rio Elsa steuern wir die Stadt Salvo an und am Rio Curueno  fahren wir durchs Vallee La Vecilla (173 7 m).  Je näher wir Leon kommen, desto öfter begegnen uns große, blau-gelbe Schilder am Straßenrand. Die Jakobsmuschel ist das offizielle Pilgerabzeichen. Die stetig mehr werdenden Fuß-und Radpilger die jetzt mit uns die Straße teilen, begegnen wir mit viel Respekt. Schilder zeigen uns, dass Leon nicht mehr weit ist. Leon wurde 68 n. Chr. als Lager für die siebte Legion der Römer gegründet. 914 verlegte König Ordono  II die christliche Hauptstadt von Oviedo hierher. Wir fahren an der mächtigen Mauer der Altstadt entlang. Diese wurde seit der Antike zur Verteidigung gebaut. Trotzdem gelang es den Mauren im Jahr 996 durch den Wesir des Kalifen von Cordoba, Al-Mansur, die Stadt zu plündern. Hoch und mächtig erhebt sich die Kathedrale de Leon in der Nachmittagssonne. Nach dem Abstellen der Motorräder begeben wir uns auf einen Stadtrundgang. Den Großteil der zur Fußgängerzone umgewandelten Altstadt (Casco Viejo) ist umgeben von Mauern. Die Kathedrale ist idealer Ausgangspunkt, um die historischen Bauten zu bestaunen, die aus der goldenen Zeit der einstigen Regionalhauptstadt stammen. Die Kathedrale ist ein Musterbeispiel spanischer Gotik (Baubeginn 13. Jahrhundert). Sie umfasst ein schmales, aber sehr hohes Schiff mit riesigen Buntglasfenstern. Die Fenster neben einer Fläche von 180 0 m² ein und lassen das Kircheninnere in einem Meer aus Licht und Farben erstrahlen. Viele dieser Fenster stellen Heilige biblische Gestalten dar.

 

Siebter Tourentag: Leon – Torre Del Bierzo – Santiago de Compostela  (270 km)

Grüne Hügel und gelobtes Pilgerziel, alle Wege führen nach Santiago de Compostela. Das an der Nordwestecke der iberischen Halbinsel gelegene Galicien ist eine grüne, regenreiche Region, in der sich Küstenkliffs mit Tiefebenen und „Rias“ abwechseln. Die Galicier stammen von den Kelten ab. Das hieß für uns Regenklamotten anziehen, denn der Himmel verhieß nichts Gutes. Nachdem wir die schrecklichen Vororte von Leon passiert haben, geht es Richtung Astorga. Hier legen wir eine Pause ein, da der Himmel ein Gewitter mit Hagel und Starkregen über uns ergießt. Die Kathedrale Santa Maria mit dem Bischofspalast ist schon sehenswert. Als das Wetter sich etwas beruhigt hat, schwingen wir uns wieder auf unsere Motorräder. Das Landschaftsbild wird wieder bergiger und Nebel-und Regenwolken liegen schwer auf dem Camino de  Santiago. Im Dorf von Foncebardon erreichen wir die verlassene Stadt. Kurz vor dem Eisernen Kreuz (Refugio Manjarin) auf dem Steinhügel auf 1005  m Höhe, dem Monte Irago, legen Pilger Steine oder mitgebrachte Zettel mit ihren Sorgen und Nöten vom Leben Zuhause ab. Die Auf-und Abfahrt zur Passhöhe ist mit tausenden blühenden Ginsterbüschen gesäumt. Die Straße ist schmal und schlecht. Bei dem Nebel und Nieselregen müssen wir auf die vielen Rad-und Fußpilger, die mit uns die Fahrbahn teilen höllisch aufpassen. In dem wunderschönen Dörfchen „El Acebo“ sehen wir einige Pilgerunterkünfte. Nun geht es wieder auf dem schmalen Asphaltband runter ins Tal zur Stadt Molinaseca. Endlich hat der Wettergott ein Einsehen und bei einer Kaffeepause, pellen wir uns aus den Regenkombis. Wir setzen unsere Tour fort, rundherum erstrahlt Galicien weiter in Grün, Ginsterbüsche setzen Farbnuancen in Gelb. Ländlich, dörflich, einsam und mit guten Aussichtspunkten fahren wir durch dichte Eichenwälder. (Los Ancares).  Dann geht es über den Fluss Rio Burbia, vorbei an Los Ancares und entlang des Rio Valcarce zum Pass Pedrafita  (135 0 m). Der Pedrafita bildet den Übergang zwischen den eher trockenen Hochebenen (Mesetas) von Kastilien-Leon zu den bergigen und regenreichen Landschaften Galiciens. Der Pass wurde schon in der Antike genutzt. Wieder teilen wir den „Pass Camino de Santiago“ mit vielen Pilgern. Nachdem wir den Abzweig verpasst haben nach O Cebreiro landen wir auf einem Bauernhof in einer Sackgasse. Die Bauersleute schauten doch recht verdutzt auf unsere Motorradgruppe. Es gab ein Hallo und ein Wendemanöver mit Kuhscheiße, lecker !!! Dann kommen wir doch noch nach O Cebreiro.  Der Kilometerstein in O Cebreiro weist die letzten 151 km auf dem Camino an. An dem barocken Wegkreuz mit Jakobsmuscheln stellen wir die Motorräder ab. Die Präromanische Kirche Iglesia Santa Maria, ist die älteste Pilgerkirche am Jakobsweg und reicht bis ins neunte Jahrhundert zurück. Berühmt ist das Gotteshaus durch ein Hostienwunder. Ein frommer Bauer kommt trotz Sturm den Berg hinauf zur Heiligen Messe, die ein an Gott zweifelnder Mönch zelebriert. Er lacht heimlich über den gläubigen Bauern. Während der „Eucharistie“ wandelt sich jedoch tatsächlich Brot und Wein in Fleisch und Blut. Worauf der Mönch geheilt ist. Dieser galizische Heilige Gral ging in das galizische Wappen ein. Die stillen Wahrzeichen allerdings sind die wieder aufgebauten Keltenhäuser (Galician Keltischen Round Hut) mit runder Bruchsteinbasis und Strohdach. Westlich von O Cebreiro  atmen wir  wieder klare Höhenluft ein und die Gebirgspanoramen sind fantastisch. Die Fernblicke lassen uns die Gebirgszüge Courel und Ancares bestaunen und der Duft von Eukalyptus steigt in unsere Nasen. Weiter führt uns unsere Tour über den Alto do Polo altitude (1335 m). Dann sausen wir am Kloster Rosendo Salvado vorbei. Mit erstklassigem Asphalt schrauben wir uns auf der Straße wieder in die Höhe und fahren über den Fluss Rio Mino, (Encoro de Belesar) mit der Iglesias  romanica de San Nicolas. Die Kirche ist im Stil der Romanik gebaut. Wegkreuze und  Speicherbauten (Horreos) bleiben von jetzt an ständige  Wegbegleiter. Die auf Säulen errichteten Speicher sind so berechnet, dass Mäuse keine Chancen haben Vorräte anzuknabbern. Die aus Granit gebauten „Horreos“ tragen auf dem Dach Kreuz-und Furchtbarkeitsymbole. Vorbei am Rio Deza  mit einer mittelalterlichen Brücke fahren wir auf dem Pilgerweg weiter Richtung Santiago de Compostela. Niemand kommt an der Hauptstadt vorbei. Der Wallfahrtsort am Ende des Jakobswegs ist ein Muss. Hier wurden der Legende nach in grauer Vorzeit die Gebeine des Apostels Jakobus begraben.

 

Achter Tourentag: Rundgang in Santiago de Compostela

In der Hauptstadt Galiciens, dem Ziel aller Pilger, richtet sich unser Blick zuerst auf die Kathedrale, die ihrer Entstehung dem legendenumrankten Fund des Jakobus-Grabes im neunten Jahrhundert verdankt. Einer der Magnetpunkte im Innern des 94 m langen Gotteshaus ist der Portico de la  Gloria (Tor der Herrlichkeit). Am Mittelpfeiler blickt  man zur Jakobusskulptur auf, hoch oben thronen die 24 Ältesten mit Musikinstrumenten  in den Händen. Auch der Aufstieg in den Hochaltar verlangt nach einem besonderen Ritual, man umarmt die Apostelbüste des Jakobus von hinten. In der Jakobus- Krypta blickt man auf den Silberschrein, der die sterblichen Überreste des Heiligen aufbewahren soll. Ein Rundgang um die Kathedrale führt auf die Praza do Obradoiro, die südliche Praza das Praterias mit dem Pferdebrunnen und dem romanischen Portal der Silberschmiede, die östliche Praza da Quintana bringt uns zur Heiligen Pforte, die nur während der Jakobusjahre, in dem Jakobustag (25. Juli) auf einen Sonntag fällt – geöffnet wird.

Vor Jahrhunderten muss es in der Kathedrale in jeglicher Hinsicht extrem zugegangen sein, besonders geruchlich. Hier wurde gekocht und geschlafen, Frauen brachten sogar Kinder zur Welt. Gegen unwillkommene Düfte war bereits damals der berühmte Weihrauchwerfer (Botafumeiro) ein Segen. Noch heute wird er gelegentlich am Ende der 12 Uhr Pilgermesse über ein ausgeklügeltes Seilsystem in Schwung gebracht. Bis zu 70 km/h rauscht er dann im Querschiff über die Köpfe der Pilger hinweg. Der historische Erzbischofpalast (Pazo de Xelmirez), dem einstigen Pilger-und Hauptspital Reis Catolicos,  ist heute das Hotel der Paradorkette. Auf dem Praza do Obradoiro (Pracht-und Vorzeigeplatz) pulsiert das Leben. Musik dringt aus den Arkaden, Straßenkünstler und Gaukler hoffen auf klingende Münze

Mercado: am Vormittag erleben wir den bunten Wochenmarkt mit Freiluftständen und mehreren Hallen, die  einfach und rustikal Meeresfrüchte, Käse, Fleisch, Wurst, Obst und Wein anbieten. Hier kauern Kräuterfrauen neben ihren Körben. In einem Café gönnen wir uns zum Abschluss einen Cappuccino.

 

Neunter Tourentag: Cap de Finisterre

Magisch lockt das Cap de Finisterre,  das Ende der Welt!  Saftige Landschaften, ein ungestümes Meer und über Jahrhunderte gepflegte Traditionen machen Galicien im Nordwesten der Iberischen Halbinsel aus.

Unsere Tour bringt uns hinaus Richtung Noia, dem nächsten erreichbaren Atlantikstädtchen. Die gut ausgebaute Landstraße wellt sich durch Galiciens Hügelwelt, mit ihren Rinderweiden, Farnen und Eukalyptushainen. Der Südteil von Galiciens schöner Westküste besteht aus den vier großen Rias, es sind Flussmündungen zwischen kiefernbestandenen Hügeln. Die Strände sind  gut, die Landschaft ist wunderschön und das Klima viel milder als an den anderen wilden Küsten im Norden. Große Strecken der Rias Baixas sind unberührt. Im ruhigen Teil  zwischen Muros und Noia liegen einige der ertragreichsten Fischgründe Spaniens. Die Straße verläuft durch skandinavisch anmutende Landschaft, ehe sich die Asphaltader nah ans Meer heranzieht und den Ausblick auf die künstlichen Muschelzuchtinseln (bateas) freigibt. Hinter Muros streift die Küstenstraße den Strand San Franzisco und die Dünenlandschaft um die Lagune Xarfas-Louro. Im Hintergrund erhebt sich der Monte Louro. Der immer noch dunkle Himmel hängt tief bei Carnota am sichelförmig verlaufenden Sandstrand. Im Ortskern ist Galiciens längster Getreidespeicher (horreo de Carnota) auszumachen (18. Jahrhundert). Nach jeder Kurve fällt eine neue Bucht ins Auge, ein weiteres Highlight. Einen Hügel weiter hält das Sträßchen auf Fisterra zu, den letzten Ort vor der Auffahrt zum Kap. Zügig steuern wir den Parkplatz am Cap de Finisterre an. Die Felskulisse über dem Kap ragt wie eine Riesenflosse aus dem Atlantik. Der Wind pfeift über den Grat, tief unten krachen Wellen gegen die Klippen. Den besten Ausblick hinab auf die Todesküste (Costa da Morte) bietet sich am Ende des Weges, der am Leuchtturm vorbei läuft und uns ein paar Treppenstufen abwärts bringt. Wieviele Jakobspilger mögen an dieser Stelle im Mittelalter gestanden haben, die nicht durch Krankheit oder Tod dieses Ziel nicht erreicht haben. Sie verbrannten hier ihre alte Kluft und glaubten sie ständen am Ende der Welt. Es geht dieselbe Strecke zurück Richtung Santiago de Compostela, dann reißt der Himmel auf und endlich weichen die Wolken den Sonnenstrahlen. Wie schön ist die Küste jetzt unter tiefstehender Sonne und aus der anderen Perspektive zu sehen. Am Playa de San Franzisco legen wir noch schnell eine Kaffeepause ein, dann geht es zum Hotel zurück.

 

Zehnter Tourentag:  Santiago de Compostela –Lugo – Oviedo – Gijon

Wir verlassen Galicien: in Nebel gehüllte Berge bergen die Reste keltischer Siedlungen, an den Straßen stehen verwitterte Steinkreuze und in den Dörfern alte Kornspeicher. Der Klang des Lieblingsinstrumentes der Galicier, der Dudelsack und ihre Sprache „Gallego“ werden wir vermissen. Noch hat uns das Kantabrische Gebirge etwas zu bieten. Die Straßen sind wunderbar, die sich immer höher aufschwingen und uns über einsame Pässe führen. Dazwischen beeindrucken uns derart enge Schluchten, dass kaum Platz für die Straße bleibt. Die Anfahrt  nach Lugo ist schon ein kleiner Höhenflug für sich. Einmalig, wie man sich hier von den Bergen über Kammstraßen in Richtung Tiefebene hinunterschraubt, malerisch mit Kastanien und Eichen bewachsen. Lugo ist die älteste Provinzhauptstadt Galiciens. Der Name ist  keltischen Ursprungs. Lugo-Lugh bedeutet: Lichtgott. Die Römer bauten eine Stadtmauer, die noch heute die Altstadt umgibt (erstes bis zweites Jahrhundert).

Immer höher geht die Serpentinenstraße hinauf vorbei an der  Serra de Invernal. Durch unberührte Natur, vorbei an Quellen, Bächen und durch eine archaische Landschaft. Die Tour führt uns über den Pass: Alto de Acebo (1030 m). Auf der Höhe selbst weht ein frischer Wind, die Landschaft ist karg, bestehend aus Gestein, Felsen, Heide. Der Blick schweift über die Weite einer grandiosen Bergwelt. Der Pass ist die Grenze zwischen Galicien und Asturien. Unter uns wellt sich das Grün bis zum Horizont, nur ein paar Feuerschneisen unterbrechen die Wälder. Galicien ist Feuerland. Jedes Jahr verschlingen die Flammen große Teile des kostbaren spanischen Waldes.  Daran ändert auch nichts der häufige Regen noch die vielen Flüsse und Stauseen etwas. Wir setzen unsere Tour fort, unter uns liegt in der Sonne der Embalse de Salime. Eine wohlverdiente Mittagspause und wir genießen die Ruhe und die Wärme der Sonne dabei. Die Fahrt zum Aufstieg des Puerto del Palo (114 6 m) gewährt uns fantastische Ausblicke auf die Sierra de Ranadorio. Weiter geht es auf der Strecke entlang des Embalse de Piotuerto und des türkisfunkelnden Stausees Embalse de la Barca. Dort folgen wir der geilen Kurvenstrecke exakt nach Grado,  entlang dem Rio Narceo. Von hier aus geht es auf die Autobahn, vorbei an Oviedo Richtung Gijon zur Costa Verde (grüne Küste). In Carreno liegt unser Hotel am Hafen,  an der Kantabrischen See.